Dies führte zur Verdunstung von Wasser, dessen Moleküle zerfielen und Wasserstoffatome aus der Atmosphäre verwitterten. Dieser Prozess würde jedoch nicht den Verlust des gesamten Wassers erklären. Es hätte keine Zeit mehr gehabt, die Venus zu verlassen.
Ein Team von Wissenschaftlern der University of Colorado in Boulder führte eine Studie durch, um herauszufinden, welche anderen Mechanismen beteiligt gewesen sein könnten. Sie stützten ihre Arbeit auf die Modellierung verschiedener chemischer Bedingungen. Und sie fanden den Hauptverdächtigen. Es war das positive Ion HCO+.
Es wird gebildet, wenn Wasser mit Kohlendioxid in Wechselwirkung tritt. In der oberen Atmosphäre reagiert dieses Ion jedoch bereits mit freien Elektronen, wodurch Kohlenmonoxid und Wasserstoff gebildet werden. Letzterer hat genug Energie, um die Venus-Gashülle zu verlassen. Das von den Autoren der Arbeit erstellte Modell ist mathematisch geeignet, um die bestehenden Bedingungen auf dem Erdnachbarn zu beschreiben.
Der einzige Haken ist, dass es keine ausreichenden Beobachtungsdaten über die Venusatmosphäre gibt und das HCO+-Ion in ihr nicht nachgewiesen wurde. Das heißt aber nicht, dass es nicht vorhanden ist. Die Geräte, die die Venusatmosphäre untersucht haben, verfügten einfach nicht über Instrumente mit der erforderlichen Empfindlichkeit. Die Wissenschaftler warten auf neue Missionen zu diesem Planeten, um ihre Hypothese zu bestätigen.
Die Studie ist nicht nur für das Verständnis der Bedingungen auf der Venus wichtig, sondern auch für die Beurteilung der Aussichten auf die Bewohnbarkeit anderer Planeten, einschließlich solcher außerhalb des Sonnensystems. Und sie unterstreicht einmal mehr die Einzigartigkeit der Erde. Schließlich befindet sich auch die Venus technisch gesehen in der habitablen Zone. Allerdings haben ein paar Ketten chemischer Reaktionen in der Atmosphäre einen potenziell bewohnbaren Planeten in einen lebenden Albtraum verwandelt.